Meine Lieben, ich rede und schreibe viel über die Liebe. Die Liebe zu anderen Menschen, ob platonisch oder romantisch, die Liebe zu Tieren, zur Natur. Ich schreibe über die Herzöffnung, das Miteinander, den Respekt füreinander und dennoch bleibt der Begriff immer abstrakt.

Noch ein bisschen komplizierter wird es, wenn wir das Wort „bedingungslos“ davorstellen. Auch ich frage mich von Zeit zu Zeit, ob wir Menschen dazu überhaupt fähig sind. Natürlich würde ich als Mutter behaupten, ich liebe meine Kinder bedingungslos. Egal was sie anstellen, ich habe sie trotzdem lieb. Egal wie sie sich als Mensch entwickeln, liebe ich sie. Und dennoch ist da auch das Gefühl, dass es eben nicht ganz so ist. Bedingungslos bedeutet für mich auch ohne Erwartungen, ohne irgendeine Vorstellung, ohne Druck. Das schaffe ich nicht. Denn als Mutter habe ich natürlich eine Vorstellung für das Leben meiner Kinder, ich habe Erwartungen (die meistens nicht erfüllt werden😉) und ja, manchmal mache ich auch Druck. Nichtsdestotrotz nehme ich mich und mein Ego zurück, wenn wir wieder bei einem Thema zusammenstoßen. Ich überdenke die Thematik, spüre in mich hinein und muss seufzend feststellen, dass auch meine Kinder ihren Weg, in ihrem Tempo und ihre Umwege gehen dürfen und auch sollen. Meine „Zwerge“ sind inzwischen schon ein wenig älter. Alt genug, um selbst entscheiden zu können und dennoch bin ich dankbar, wenn sie mich um Rat fragen. Ihr merkt es schon, auch hier wieder nicht ganz bedingungslos.

Aber auch als meine Kids noch um einiges jünger waren, schaffte ich es nicht immer sie bedingungslos zu lieben. Das hat mit dem scheinbar harmlosen Satz „Wenn du brav bist, bekommst du…“ begonnen und mit der Tatsache aufgehört, dass sie mir schonungslos den Spiegel vorgehalten haben. Klar, habe ich sie immer noch geliebt, aber ein Teil von mir war wütend, ängstlich, manchmal sogar beschämt und verzweifelt. Es gab eine Zeit, da habe ich mir diese Unzulänglichkeiten vorgeworfen, inzwischen habe ich mir vergeben. Ich bin ein Mensch, ich habe Gefühle, Erfahrungen und meine dunklen Anteile. Ich war und bin nicht immer ausgeglichen, nicht immer gleich gut aufgelegt, nicht immer resilient und ja, manchmal wird mir einfach alles zu viel. Heute bin ich der Meinung, dass es so sein darf. Dafür sind wir nach meinem Empfinden hier: um zu lernen. Gerade mit unseren Kindern, denn selten lieben wir einen anderen Menschen so sehr, wie unseren Nachwuchs. Selten triggert uns jemand so sehr und das auf so unterschiedlichen Ebenen und verlässliche Weise.

Dieses Gefühl und das einhergehende Wissen ist für mich noch gar nicht so alt. Dafür musste ich durch die Verzweiflung durch, durch den Kontrollverlust und die Ohnmacht. Weil Kinder eben nicht funktionieren, weil ich eigentlich nie wollte, dass sie es tun, sondern es besser haben als ich. Ich habe mir für sie gewünscht, dass sie frei sein können, dass sie wissen, dass alles möglich ist. Nur habe ich ihnen das nie vorgelebt und ich musste dabei zusehen, wie sie doch in das Funktionieren rutschten und dann rebellierten. Jeder auf seine Weise und dennoch schmerzhaft für beide Seiten. Nicht nur hat sich mein Wunsch nicht erfüllt, sie zeigten mir auch schonungslos meine eigenen Themen auf. Tun sie auch heute noch sehr, sehr zuverlässig. 😉 Aber ihr merkt es schon, heute kann ich nach dem ersten Anfall von Wut oder Angst darüber lächeln, weil ich reflektiere. Sie rütteln etwas in mir wach, was da schon ist und angesehen und angenommen werden möchte. Erst durch diesen Weg habe ich erkannt, dass Kinder tatsächlich unsere größten Lehrmeister sind. Sie kann ich nicht meiden, nicht verlassen und ignorieren, weil sie mich triggern. Mit ihnen hat die Reise zu mir selbst erst so richtig begonnen und dafür bin ich unheimlich dankbar.

Mit meinen Kindern habe ich auch zurück zu meiner Herzensstimme gefunden und neue Menschen in mein Leben gelassen. Einige sind geblieben, andere gegangen. Mit manchen habe ich auf die schmerzhafte Art gelernt, mit anderen auf die angenehme Weise. Und all die Menschen, die mir im Laufe meines Lebens begegneten und näherkamen, egal ob friedlich oder kriegerisch, haben heute etwas gemeinsam. Auch sie habe ich lieben gelernt. Nicht immer das, was sie getan haben, aber ihre Seele, ihr tatsächliches Wesen. Denn es gab einen Grund, weshalb mich diese Personen berührten. Negativ wie positiv. Sie alle rüttelten etwas in mir wach, brachten mich dazu hinzusehen. Auf meine Schattenseiten, aber auch auf die schönen Seiten an und in mir. Auch durch sie habe ich gelernt und auch wenn es manchmal schon arg schmerzhaft war, bin ich heute dafür dankbar. Ich habe Frieden geschlossen. Mit mir, meiner Vergangenheit und den Menschen darin. Und ja, ich gebe es zu, ein bisschen Krieg gibt es auch noch in mir, aber davon erzähle ich euch in einem kommenden Beitrag.

Für mich persönlich komme ich zu dem Schluss, dass wir als Menschen nicht dafür gemacht sind, bedingungslos zu lieben. Und ich glaube auch nicht, dass das unsere Mission hier auf der Erde ist. Es ist mein Gefühl, meine kleine Welt, aber lasst mich gerne wissen, wie ihr das seht. Wie immer gern per E-Mail, telefonisch oder schickt mir eine WhatsApp Nachricht.

Habt eine liebevolle Woche, eure Manuela

07.06.2024