Ein heikles Thema, meine Lieben. Denn wann fängt leiden an und wann ist es erlaubt zu leiden? Darf ich leiden, obwohl es mir gar nicht sooo schlecht geht?
Diese Fragen drängten sich diese Woche mir nach einem Gespräch mit einem lieben Freund auf. Ich fühlte mich erschöpft, aber konnte es nicht an einer Sache oder Situation festmachen. Viel eher plagte mich die Frage, wohin meine Energie gerade verschwindet, denn eigentlich müsste es mir viel besser gehen. Kein Grund kaum zu schlafen oder wenn doch, fühlte es sich an, als gäbe es ein Ventil an mir, dass mir meine ganze Kraft einfach wegnahm. Zumal mein Gegenüber aktuell viel mehr zu tragen hat als ich. Wie komme ich überhaupt dazu mich über mein Befinden zu beklagen? Eigentlich geht es mir ja gut. Ihr wisst es aus den vorangegangenen Artikeln, eigentlich ist nur eine Ausflucht. Natürlich gibt es bei mir gerade nicht DIE eine große Sache, die mich dermaßen beansprucht und auslaugt. Vielmehr sind es viele, kleine Dinge, die meine Aufmerksamkeit verlangen. Und einige, die ich getrost abgeben und loslassen könnte. Aber um das zu erkennen, musste mir der Spiegel von meinem geschätzten Freund vorgehalten werden. Sehr charmant wie immer kam er nicht drauf, welche Esoterik-Tante ihm das Gleiche ständig vorhält. 😉 Und für alle ohne das Sarkasmus-Gen, das war ich. Ich mag diesen Menschen wirklich sehr und nur wenige dürfen mir derart flapsig die bittere Wahrheit präsentieren, ohne dass ich tief durchatmen muss. Ja, da ist gerade sehr viel in meinem Leben los, dass ich wieder kontrollieren möchte. Fast genauso viel ist nicht kontrollierbar. Und auch wenn ich dachte im Vertrauen zu sein, gab es ebenso viele Momente, in denen ich dachte, dass ich es lieber selbst mache, nur um sicher zu gehen. Kontrollverlust ist also noch immer ein Thema. Wieder eines, das sich neuerlich zeigt. Wieder versagt. Ihr merkt schon, ich befand mich in einer Abwärtsspirale, meist ohne es bewusst zu merken. Zu sehr war ich auf mein Außen fokussiert, ließ mich ablenken, anstatt bei mir zu bleiben. Nutzte nicht mal die Stunden mitten in der Nacht, um Nachschau zu halten. Zwar war mein Geist hellwach, aber mein Körper müde. Die Gedanken rasten und ich ließ sie einfach, verzettelte mich und kam nicht weiter.
Um ehrlich zu sein, war unser Gespräch zwar äußerst erhellend und bereichernd, wie jedes Mal und dennoch war ich traurig. Traurig, weil Kontrollverlust noch immer ein Thema ist, traurig, weil ichs nicht selbst erkannt hatte und auch traurig, weil es dieses Gespräch nie stattgefunden hätte, hätte besagter Freund nicht darauf „beharrt“. Ich kann also noch immer nicht um Hilfe bitten, kann noch immer nicht wirklich loslassen, bin noch immer nicht im Vertrauen…ich tat mir wahnsinnig leid. Und ich erlaubte es mir. Erlaubte mir die Traurigkeit und Enttäuschung in mir zu fühlen und erlaubte mir auch die ein oder andere Träne. Ich betrauerte mich und mein Verhalten und dann verzieh ich mir. Erkannte, wo ich mich einmal mehr verzettelt habe, wo ich falsch abgebogen war und welche Glaubensätze zu den bereits bekannten noch dazukamen. Woran ich arbeiten kann und darf. Ich bin noch nicht „über den Berg“, aber immerhin kann ich jetzt wieder schlafen, kann meinem Körper die Ruhe geben, die er braucht und auch mein Geist ist klarer. Abgesehen davon, dass ich einmal mehr gelernt habe, dass es kein vorbei mehr an einem Miteinander gibt. Ihr findet, wegen so einer Lapalie darf man nicht leiden? Ja, der Meinung war ich vor ein paar Tagen offenbar auch, zumindest unbewusst. Denn da draußen gibt es Menschen, die es viel härter trifft als mich, die mehr zu tragen und zu stemmen haben, die ja auch nicht jammern, weil es ihnen nicht gut geht. Die die Zähne zusammenbeißen und weitermachen als wäre da nichts. Auch zu jenen gehörte ich und ein Stück weit noch immer. Man beklagt sich nicht und man tut sich nicht leid und man teilt das auch nicht mit anderen. Natürlich gibt es Menschen, die gerade mehr zu tragen haben als ich und trotzdem darf auch ich mich nicht wohl fühlen oder mich ausgelaugt und erschöpft fühlen. Ich darf mir auch wegen Kleinigkeiten mal leid tun und darüber sprechen. Ich darf mich hängen lassen, erholen und wieder in Einklang finden. All das steht jedem von uns zu, egal wie groß oder klein dein Leid sich zeigt. Gerade übe ich mich darin mich zu erholen, statt mich anzutreiben und mich abzulenken. Klar bei mir anzukommen und in mich zu sehen. Auch das geht nicht über Nacht und dennoch gehe ich konsequent den Weg, trotz Rückschläge oder gerade deshalb. Manchmal braucht es das Zurückfallen, um wieder voranzukommen. Manches ist nur langsam neu zu erlernen und zu ändern. Jetzt kann ich sehen, wie weit ich schon gekommen bin mit diesem Thema, wie viel ich schon gelernt habe über mich und die Kontrolle und auch ein Stück weit den Weg vor mir. Vermutlich stolpere ich immer wieder, aber zum Glück habe ich meinen Seelenhaufen, der mir immer zur Seite steht und mir auch mal den Kopf wäscht, wenn es nötig ist.
Die Zeitqualität wirft nun Licht auf unsere Schatten, lockt auch die tiefsitzenden hervor, damit wir weiter wachsen. Das kann bei dir ein ganz anderes Thema sein, mit ganz anderen Situationen und doch darfst auch du dir leid tun, darfst ein wenig hadern mit dir und der Welt, darfst auch wütend sein oder traurig. Fühle was es zu fühlen gibt, ziehe deine Lehren und fühle dich im Nachgang ein Stück freier. Vielleicht bist du dankbar für die Erkenntnis, für den Menschen, der sie angestoßen hat, vielleicht feierst du dich und deinen Erfolg sogar. Nimm dir die Zeit, die du dafür brauchst, habe Mitgefühl für dich und teile dein Fühlen mit anderen, dir nahen Menschen wenn du magst. Du wirst merken, egal wie groß oder klein die Sache für dich ist, dass es in Ordnung ist, überfordert, abgelenkt oder unbewusst zu sein. Passiert uns allen. Nur sind wir meistens strenger mit uns selbst als mit unseren Nächsten. Schau zurück und erlaube dir auch die Freude zu fühlen, wie du dich über die Jahre gemausert hast. Feiere dich, auch für deine „dunklen“ Phasen, für jeden Rückschlag, für jeden Stolperstein. Feiere dein Sein, jeden Tag, egal wie er sich gestaltet. Doch dazu mehr in einem kommenden Artikel. 😊
Habt eine klare Woche und bleibt bei euch, eure Manuela