Wir kennen es alle. Der Tag ist mies, schuld ist der Autofahrer vor uns, der beim Fahren einschläft, die faulen Arbeitskollegen, der blöde Chef, der nervige Partner, die Kinder, die ständig etwas von uns wollen, das Wetter… die Liste könnte ich beliebig lange fortführen. Und dann komm ich daher und sage das Konzept Schuld funktioniert nicht? Na, die spinnt doch! Kein Problem, wenn du das denkst, ich halt das aus. 😉 Ich habe euch – ich glaube in meinem ersten Text - von einer Lehrerin meines Sohnes erzählt. Ihre Geringschätzung, das Werten und Urteilen, das ich so gar nicht leiden konnte. Während des Gesprächs blieb ich ruhig, aber es rumorte in mir. Ist ihre Schuld, oder? Sie könnte ja anders sein. Könnte sie vielleicht, aber ist sie eben nicht. Macht es die Situation für mich besser, wenn ich ihr die Schuld gebe? Auch nicht nein, ärgert mich immer noch. Aber warum? Weil ich in ihr sehe, was mich auch an mir stört. Dabei will ich nicht geringschätzen, werten und urteilen! Auch wenn ich es nicht will, stecken diese Eigenschaften trotzdem in mir. Indem ich sie ablehne, lade ich andere – in diesem Fall diese Lehrerin – dazu ein, mich so zu behandeln, um mich darauf aufmerksam zu machen. Gerade dort hinzuschauen, wo es so weh tut und uns sogar beschämen kann, ist nicht angenehm. Wer will schon wertend, urteilend und geringschätzend sein? Seht ihr, ich auch nicht. Eine Zwickmühle also, denn es ist in mir, ich will es aber nicht. Was bleibt mir also? Weiterleben und mich ärgern lassen, ist natürlich eine Entscheidung. Kann ich machen, aber ein wenig kennt ihr mich ja jetzt, ich lebe lieber glücklich. Und eben weil ich mich für dieses Glück entscheide, bleibt mir nichts anderes, als mich mit diesen Eigenschaften zu befassen. Ich weiß ja, dass diese Eigenschaften in mir stecken. Ich kann furchtbar geringschätzig sein, wenn ich böse werde. War es vielfach in der Vergangenheit, keine rühmlichen Situationen. Dafür schäme ich mich. Es war meine Schuld, dass sich ein anderer schlecht gefühlt hat. Da ist es wieder, dieses „böse“ Wort. Bin ich denn tatsächlich Schuld? Oder schlummert da was in meinem Gegenüber, dass sich angesprochen fühlt? Ich kann geringschätzig sein und mein Gegenüber lässt das völlig kalt. Vielleicht weist er oder sie mich darauf hin, dass ich mich so verhalte und steigt emotional gar nicht darauf ein. Weil derjenige seinen Frieden damit gemacht hat. Im Umkehrschluss bedeutet das, wenn ich weiß und spüre, dass ich diese Eigenschaft in mir trage und mich damit abfinde, dass sie da ist, kann mich auch niemand mehr damit ärgern. Und ACHTUNG, das heißt nicht, dass ich rumlaufe und meine Mitmenschen geringschätzen muss. Das tue ich nach wie vor nicht, denn ich kann mich entscheiden, ob ich diese Eigenschaft auslebe oder nicht. Ich nehme sie trotzdem als Teil meiner selbst an, den dunklen Teil in mir und auch dieser Teil darf da sein. Niemand von uns ist nur gut, nur Liebe, nur Licht. Wir alle tragen auch dunkle Teile ins uns. Das ist in Ordnung und gut so. Doch wir entscheiden, wie wir leben, wie wir uns behandeln und unsere Mitmenschen. Die Entscheidung Menschen mit Respekt, Rücksicht und Mitgefühl zu behandeln, hat mir auch aufgezeigt, woher diese Geringschätzung kommt. Denn angeboren ist sie nicht. Ich habe sie in jungen Jahren erlernt, um mich zu schützen. Denn wenn ich als erste trete, kann mich niemand mehr treten. Außerdem merkt dann auch niemand, wie wenig wert ich selbst bin. Das sind nicht die Gedanken eines Kindes, sondern meine erwachsenen Gedanken rückblickend. Schmerzhaft waren diese Momente, obwohl ich sie mit niemandem teilte. Schmerzhaft und beschämend. Heute kann ich sie ganz offen mit euch teilen, weil ich weiß, dass ich es damals so gut gemacht habe, wie ich konnte. Und auch die Gedanken wie „hätte ich anders lösen können“, bringen mich nicht weiter, weil sie nicht wahr sind. Heute würde ich es anders lösen, natürlich, aber heute weiß ich auch mehr als mit zehn, zwölf Jahren. Die Entscheidung Mitgefühl zu haben bezieht sich nicht nur auf das Außen, nein, vor allem auch auf mich. Mitgefühl mit dem kleinen Mädchen zu haben, anstatt es und seine Handlungen abzulehnen. Denn es sind in meinem Leben Dinge passiert, die ich im Nachhinein anders gelöst hätte, ändern kann ich sie nicht mehr. Ich kann sie annehmen, kann das ein oder andere reparieren und kann mich dafür entscheiden jetzt anders zu denken und zu handeln. Es liegt also immer an uns, wenn uns im Außen etwas stört, aber auch, wenn wir dort viel Liebe, Schönheit und Glück finden. Denn alles im Außen spiegelt unser Inneres. Also lächle, wenn dir etwas Positives auffällt, denn auch das trägst du in dir. Meine Lieben, ich hoffe ihr konntet mir folgen und vielleicht geht meine Geschichte mit dem ein oder anderen in Resonanz. Wenn dem so ist und du möchtest mehr zu diesem Thema erfahren, dann melde dich gerne bei mir für ein kostenfreies Gespräch. Habt eine erkenntnisreiche Woche Eure Manuela
Chaos, Baby!
26.09.2025