Eigentlich wollte ich heute einen ruhigen Abend haben. Ein Kaffee, Aurora zu meinen Füßen, vielleicht noch eine Runde auf der Couch. Stattdessen sitze ich hier und schreibe über Grenzen setzen, während ich sie mal wieder überschreite.
Heute war’s nämlich wieder so weit: Entlastung durch eine neue Kollegin? Fehlanzeige. Termine in der Praxis? Randvoll. Und weil ich ja niemanden hängen lassen will, bin ich eingesprungen. Natürlich.
Und wer bleibt dabei auf der Strecke? Richtig: Ich. Und mein Seelenhaufen.
Ich hab irgendwann gemerkt, dass ich den Satz „Krieg ich schon irgendwie hin“ öfter sage als „Ich brauch kurz Pause“. Und das Verrückte ist: ich glaub mir das jedes Mal. Später ist ja noch genug Zeit für die angenehmen Dinge des Lebens. Dieses „später“ klingt so harmlos, so vernünftig. Nur kommt dieses später irgendwie nicht.
Statt mit Aurora eine Runde durch den Abend zu gehen, schieb ich die schönen Momente vor mir her wie Staubflusen, die keiner aufheben mag. Freunde warten, Familie auch und ich erklär’s mir mit Pflichtgefühl. Klingt edel, ist aber nur altes Programm.
Ich weiß, woher das kommt, dieses alte Muster, zuerst die anderen zu retten. Hilf erst den anderen, dann darfst du an dich denken.
Grenzen setzen klingt immer so hart. Als würde man eine Mauer hochziehen oder jemanden ausschließen. Aber eigentlich ist es das Gegenteil. Grenzen sind ein Liebesbrief an mich selbst.
Sie sagen: Ich bin da, ich darf Raum haben, ich zähl auch.
Und jedes Mal, wenn ich mich traue, ein echtes Nein zu sagen, öffnet sich irgendwo ein Ja – für Ruhe, für Freunde, für Spaziergänge, für mich. Vielleicht fang ich morgen damit an.
Oder gleich nach dem Blog. Versprochen, Aurora. 🐾
Schaut auf euch, meine Lieben. Auf eure Bedürfnisse. Emotional, spirituell und körperlich. Ja, ich red mich hier wieder leicht, aber seid versichert: Ich mache diesbezüglich gefühlt noch mehr Rück- als Fortschritte. 😉 Dabei hab ich viele liebe Seelen um mich, die mich dran erinnern, dass es anders sein kann und darf. Die Umsetzung… naja… überaus schwer.
Und jetzt, da mein Eisenspeicher und meine Blutkörperchen wieder in ein fettes Plus wandern, kann ich ja noch mehr leisten, nicht wahr? Fieser Trick meines Egos. Denn Fakt ist: Mein Körper spiegelt in dem Fall mein Handeln. Er brennt aus, verliert sein Feuer, seine Lebenskraft – und ich wandle da auf einem echt schmalen Pfad.
Ja, ich tu mir Gutes zwischendurch. Atme mal eine Stunde oder zwei durch, um danach Vollgas weiterzufahren. Hilft nicht, zumindest nicht auf Dauer. Helfen würde ein klares Ja zu mir, was wiederum manchmal ein Nein im Außen bedingt.
Ich mach es heute besser als gestern und werde es morgen wieder besser machen als heute. Und dazwischen? Bin ich froh, meinen Seelenhaufen mit seinen Ermahnungen zu haben und lerne ständig Geduld mit meiner Lernfähigkeit diesbezüglich zu haben. 😉
Oder um den Spruch meiner Schwägerin von neulich zu zitieren: Das G in meinem Namen steht für Geduld. 😅😅
Habt eine achtsame Woche, meine Lieben und vielleicht das ein oder andere Ja zu euch selbst. Eure Manuela
