Meine Lieben, über das Loslassen habe ich euch bereits mehrfach berichtet, aber was ist mit dem Festhalten? Warum haben wir das Bedürfnis an Menschen und Situationen festzuhalten? Oder sogar in den schönen Momenten davor Angst zu haben all das Gute zu verlieren?
Anders als in den meisten Artikeln habe ich die Antwort noch nicht parat und führe euch mehr oder weniger stringent zu einem Abschluss. Heute lasse ich euch teilhaben an meinem Gedanken- und Gefühlsprozessen bis ich zu einem Ergebnis komme. Hoffentlich. 😉
Das Thema drängt sich mir seit Tagen auf, weil mich der Song „Beautiful Things“ von Benson Boone nicht loslassen will. Natürlich spricht mich die Musik an, die Intensität seiner Stimme, aber für einen Song, der mich nicht mehr loslässt, braucht es auch immer einen guten Text, zumindest aber eine gute Passage. Und dass mich ein flehendes „please stay“ dermaßen packt hat mich zugegeben überrascht. Auch wenn ich mir den Rest des Textes ansehe, kann ich mich durchaus darin wiederfinden. Es gab diese Zeit, da fürchtete ich mich davor die guten Dinge in meinem Leben zu verlieren. Nicht nur materielles, sondern auch Menschen und Verbindungen. Ich hielt fast schon lauernd daran fest, dass es bald wieder weg sein würde. Ja, ihr habt es bereits erkannt, das Thema konnte ich bisher nicht ganz meistern. Denn auch jetzt noch setzt mir diese Verlustangst zu. Nicht mehr so massiv, aber manchmal will ich noch immer festhalten, was es längst loszulassen gilt. Der Unterschied zwischen damals und heute ist der, dass ich heute bewusster mit dieser Angst umgehe. Spüre ich sie hochkommen, drück ich sie nicht weg und schlage mir dann Nächte damit um die Ohren, sondern lasse sie da sein, atme und bekomme somit wieder einen klareren Kopf und einen entspannten Körper.
Rational betrachtet kann sich das Schicksalsrad jederzeit in jede Richtung drehen. Natürlich könnte ich alles verlieren, was ich habe, aber auch noch mehr gewinnen. Das habe ich nicht in der Hand. Was wir aber alle haben sind Möglichkeiten. Ich kann mich entscheiden, was ich mit dieser Angst anfange. Gebe ich mich ihr hin, lauere darauf, dass mir alles genommen wird, oder genieße ich den Augenblick, die Gaben, die Menschen rund um mich? Als Energetiker sage ich natürlich halte den Fokus auf die Fülle und trotzdem gibt es auch das leise Stimmchen in mir, dass mich gern an meiner aktuellen Fülle zweifeln lässt. Da könnte ich am Kundenstrom rummäkeln, an zu wenig Zeit für Familie und Freunde, am Bankkonto, am Single-sein…und bestimmt fallen mir noch jede Menge Dinge ein, die besser laufen könnten. Aber eben auch sehr viel schlechter. Denn ich habe eine wundervolle Familie, ebenso tolle Freunde, materiell gesehen bin ich gut aufgestellt und ich mag meine Unabhängigkeit. Rational gesehen muss ich also keine Angst haben, denn auch wenn ich all mein Hab und Gut verliere, sich alle meine Lieben plötzlich von mir abwenden, habe ich immer noch mich. Meinen Optimismus, meinen Schöpfergeist, das Wissen, das Können und den Willen mein Leben neu zu gestalten.
Natürlich ist es leichter an uns vertrauten Dingen, Situationen, Menschen und Routinen festzuhalten. Wir kennen sie, wir schätzen sie, oder sie gehen uns auf die Nerven, aber könnte ja auch schlimmer sein. 😉 Das berühmte bekannte Übel ist leichter zu ertragen als das Unbekannte da draußen. Denn wir halten auch an Dingen, Menschen und Routinen fest, die uns eben nicht gut tun, die uns nicht nähren. Manch einer würde behaupten aus Dummheit oder Faulheit, aber ich denke es geht vor allem um Mut. Mut hinzusehen, ehrlich zu sein (auch mit sich selbst), Mut etwas verändern zu wollen, Mut es auch zu tun. Wir müssen nicht übertrieben mutig sein, immer nur ein klein wenig mehr, als unsere Angst, Zweifel, Bedenken groß sind. Angst die Komfortzone zu verlassen, etwas Neues zu beginnen. Sei es nun ein Job, eine neue Bekanntschaft, ein neuer Wohnort oder eine neue Art zu denken. Oder auch die Angst etwas hinter sich zu lassen. Einen neuen Anfang kann es nur nach einem Ende geben, haben wir diesen Kreislauf tatsächlich verinnerlicht, wird auch die Angst die guten Dinge im Leben zu verlieren kleiner und kleiner. Oder um es anders auszudrücken: Wer bin ich, wenn ich nichts mehr habe? Wer bin ich in meiner Essenz?
Das heißt nicht, dass du jedem Verlust lächelnd entgegensehen musst. Ganz und gar nicht. Gefühle wie Wut und Trauer gehören genauso zu uns wie die Freude und das Glück. Auch wenn wir erste nicht ganz so gern haben, wie letztere, gehören sie zu diesem Kreislauf. Verdränge nicht, fühle sie damit sie ziehen können, mag es auch noch so schmerzhaft sein. Denn damit etwas Neues in dein Leben kommen kann, darf etwas Altes ziehen.
Habt eine Woche voller Fülle, eure Manuela