Meine Lieben, dieses Wort ist gerade stark im Umlauf und um ehrlich zu sein, war ich ein wenig erstaunt, dass ich dazu noch nichts geschrieben habe.

Es bedeutet einfach gesagt psychische Widerstandskraft. Die Tatsache, dass wir schwierige Lebenssituationen ohne Traumata überstehen. Dabei greifen wir auf erlernte und angeborene Ressourcen zurück und nutzen sie, um persönlich zu wachsen. Klingt hochtrabend, oder? Dabei trifft es das Zitat der Woche recht gut: Der Mensch lernt nur, wenn er Scheiße frisst. Diese Zeile stammt aus dem Lied „Das hat die Welt noch nicht gesehen“ von den Söhnen Mannheims. Auch ein älteres Semester, aber unter anderem diese Zeile hat sich bei mir tief eingebrannt, weil ich sie als absolut wahr für mich annehmen kann. Mein größtes Wachstum fand immer in Zeiten größter Not statt. Natürlich ist die große Not hier sehr individuell zu betrachten, denn was für mich eine Notlage war oder ist, muss es für dich noch längst nicht sein. Als Notlage sehe ich auch die von außen betrachtet kleinen Dinge, ob das nun ein plötzlicher Jobverlust ist, der Verlust eines geliebten Menschen oder auch die Lockdowns während der Pandemie. Letzteres möchte ich heute gerne als Beispiel zum Veranschaulichen heranziehen, weil wir es alle erlebt haben. Für manche Menschen waren sie weder schlimm noch traumatisch, für andere ein kleiner Weltuntergang. Aber warum ist das so? Weil wir in Stresssituationen unterschiedlich reagieren. Das liegt zum einen in unserer Veranlagung und zum anderen wie wir gelernt haben mit Problemen umzugehen. Für mich war der erste Lockdown circa zwei Wochen ganz furchtbar. Ich hatte keine Ahnung wie es im Job für mich weitergehen würde, was das schulisch für meine Kinder bedeutet, hab tagein tagaus Nachrichten konsumiert und habe mich damit wahnsinnig gemacht. Dann bin ich ausgestiegen aus dieser Abwärtsspirale. Es war recht früh in diesem Jahr sehr warm, also habe ich im Garten rumgewuselt, habe Nachrichten Großteils gemieden und mich hier nur auf das Wesentliche konzentriert, habe meine Gedanken ganz bewusst in eine andere Richtung gelenkt und damit die lehrreichste Zeit in meinem Leben eingeläutet.

Dass ich mich die ersten Tage habe mitreißen lassen, liegt in meinem Naturell. Ich steige schnell und tief in jede Emotion ein. Dabei spielt es keine Rolle ob diese Gefühle als positiv oder negativ gesehen werden, ich surfe auf dieser Welle. Das ist zwar schön, wenn es um Freude, Glück oder Liebe geht, geht aber schnell mal nach hinten los, wenn es Angst, Trauer oder Hilflosigkeit ist. Und auch wenn ich ein „Gefühlsjunkie“ bin, habe ich gelernt damit umzugehen, mich bewusst zu erden, bei mir anzukommen und wieder klar zu denken. Dazu gehört es auch unangenehme Fragen zu stellen, ihr wisst, mein Spezialthema. 😉 Ist es wahr, was man hört und liest? Macht das alles Sinn für mich? Und warum bin ich so wütend über die Tatsache, dass jemand anderer die Macht über mich hat? Mir sagen kann, ob ich das Haus verlassen darf, ob ich zur Arbeit darf und wie ich fortan zu leben habe? Ich habe diese Jahre intensiv für mein persönliches Wachstum genutzt. Habe Ängste entdeckt von denen ich bis dahin nicht mal wusste, dass sie da waren, habe sie aufgelöst, musste einmal mehr durch den Schmerz und die Wut gehen, weil ich eben wieder nicht dazugehörte und ging stärker denn je aus dieser Phase hervor. Ich hätte mich auch anders entscheiden können, hätte mich meinen Emotionen ergeben können, hätte verängstigt zu Hause sitzen können und mich jeden Tag tiefer in all das Schreckliche hineinsteigern können. Und auch hier kommt mir meine Veranlagung zugute, denn ich bin als Optimist auf diese Welt gekommen. Ist die Wand auch noch so hoch, irgendwie komme ich da drüber. Ich finde einen Weg. Dabei spielt das Wie für diesen Gedankengang noch keine Rolle. Ob da eine Türe ist, ich eine Leiter brauche oder einen Vorschlaghammer wird entschieden, wenn ich das Problem ganz nüchtern betrachtet habe. Aber selbst Menschen, die eher pessimistisch gestimmt sind, können Optimismus lernen. Genauso können wir lernen, dass ein Problem nur ein Sachverhalt ist, der zur Lösung vorgelegt wird. Da steckt jede Menge Potential in so einem PROblem. Wir können lernen unsere Gedankengänge zu kontrollieren, unseren Fokus darauf auszurichten, was uns nährt und gut tut und uns trainieren lösungsorientiert zu denken. Das müssen wir nicht alleine tun, denn wir können auch lernen um Hilfe zu bitten und/oder Hilfe anzunehmen. Und seien es nur Gespräche unter Gleichgesinnten oder mit Menschen, die uns verstehen. Es gibt enorme Kraft, wenn wir wissen, wir sind nicht allein. Andere, so wie ich, beziehen auch Kraft aus dem Widerstand. Je rauer der Wind mir entgegenweht, desto standhafter werde ich. Eine schöne Sache, wenn man als Schwurbler, Aluhutträger oder rechter Verschwörungsesoteriker hingestellt wird. 😉 Ich mag diese Reibung, weil auch das Energie ist und ich sie durchaus in eine positive Richtung lenken kann.

Resilienz ist also erlernbar. Ganz egal mit welcher Veranlagung wir auf diese Welt kommen und was wir bisher gelernt haben, haben wir zu jedem Zeitpunkt im Leben die Wahl resilienter zu werden. Oder eben auch nicht, auch das ist eine Entscheidung. Die Wege zur Resilienz sind unterschiedlich und mögen manchen schwerer fallen als anderen, aber ich behaupte, jeder Mensch kann die hier genannten Punkte erlernen und in sein Leben integrieren. Wenn du dich dabei begleiten lassen möchtest, dann melde dich gerne bei mir für ein kostenfreies Erstgespräch.

Habt eine leichte Woche, eure Manuela. 

26.04.2024