Für mich eine der schwersten Disziplinen, die ich lernen durfte. Vergebung. Damit meine ich nicht vergessen, unter den Teppich kehren oder sich aufzuopfern, sondern tatsächliches Vergeben. Meine Lieben, einmal mehr harter Tobak, aber auch ein wichtiger Teil dessen, was für unser Wachstum essenziell ist.
Es ist gar nicht so leicht in dieses Thema einzusteigen, denn wenn ich dich frage, was dich aus deiner Vergangenheit noch zur Weißglut treibt oder dich traurig macht, fallen uns zumeist die großen Unglücke in unserem Leben ein. Ein riesiger Berg von Schuld, Scham, Wut, Trauer, Bedauern…eine lange Liste ließe sich hier fortführen. Aber was ist mit all den „Kleinigkeiten“, die wir tapfer ertragen oder runterschlucken? Die uns aber auf Dauer genauso krank machen können? Das mag der zickige Teenager sein, der ständig alles besser weiß und sich erwachsen fühlt. Oder dein Partner, der ständig am gleichen rummäkelt. Oder auch deine Arbeitskollegin, die dir auf die Nerven geht. Egal was es ist, es begegnet uns immer wieder. Und hier können wir uns, meiner Meinung nach, am besten in der Vergebung üben, weil es eben „kleine Brocken“ sind und kein großer Berg.
Ihr wisst es ja schon, wenn mich jemand triggert, dann zeige ich nicht mit dem Finger auf ihn, sondern blicke in mich hinein. Warum kann dieser Mensch in mir etwas berühren? Als kleiner Reminder für euch nenne ich hier die Spiegelgesetze und ich schiebe auch gleich ein Beispiel hinterher. Ein lieber Freund von mir ist ein klassischer Macher, was er macht, macht er auch locker allein. Er kann Hilfe annehmen, aber würde nur im äußersten Notfall darum bitten. Damit macht er mich wahnsinnig! Und ja lächelt oder lacht gern über mich, tu ich auch, aber der einfache Grund dafür ist, er hält mir den Spiegel vor. Er zeigt mir damit Anteile in mir auf, mit denen ich nicht im Frieden bin. Ist doch klar, dass man beispielsweise krank zu Hause liegt und nicht arbeitet, oder? Da mögen jetzt einige zustimmend nicken, aber ich weiß, zumindest einen Leser triggere ich damit bestimmt. 😉 Und auch mich selbst. Denn es ist für mich eben nicht ganz so klar. Die Seele weiß, dass es gesünder wäre sich auszukurieren, auch der Körper ist klar dafür, immerhin fühlt er sich auf welche Weise auch immer nicht gut, aber der Kopf (das Ego) hält eisern dagegen. Kann ja nicht sein, dass andere dann die Arbeit für mich erledigen müssen und erledigt gehört sie und wenn es die anderen auch nicht machen, bleibt hinterher noch mehr an mir hängen und irgendwie wird es schon gehen. Das sind so die Klassiker meiner Gedanken. Wenn ich hier tiefer in mich gehe, ist es nicht nur die Tatsache, dass ich mich hilflos fühle, beziehungsweise um Hilfe bitten müsste oder sie mehr oder weniger voraussetze, sondern vor allem etwas, das tief in mir verborgen ist. Ein lang gepflegter Glaubenssatz: Ich bin nur etwas wert, wenn ich etwas leiste. Und wenn ich jetzt noch tiefer gehe, bin ich in der Opferhaltung, weil, irgendjemand hat mir das beigebracht, Schuld sind meine Eltern.
Wenn ihr die letzten Blogartikel gelesen habt, wisst ihr, wie ich zur Schuld stehe und dass sie auch immer eine Chance ist. Das ist diese Chance, wenn wir ehrlich in uns blicken und wirklich jeden noch so winzigen Anteil in uns beleuchten, finden wir Schritt für Schritt zum Pudels Kern. Jetzt wissen wir, wo wir hinschauen dürfen, aber was machen wir damit?
Schon sind wir beim heutigen Thema der Vergebung. Nicht nur meinen Eltern vergeben, die es immer so gut gemacht haben, wie sie konnten, sondern auch mir. Denn auch ich habe es immer so gut gemacht, wie ich konnte. So, wie wir alle. Ob wir es nun bewusst oder unbewusst getan haben, ob wir bewusst oder unbewusst verletzt haben, angeklagt, misstraut, gehasst und was euch noch so alles in den Sinn kommt. Wir haben das Leben so gut gemeistert, wie wir bisher konnten. Und wir werden es in einem Monat, einem Jahr noch besser meistern. Weil wir lernen, weil wir wachsen und nicht zuletzt reflektieren und vergeben.
Ein wunderschönes Vergebungsritual stammt aus Hawai „Ho'oponopono“, inzwischen findet man auch viele kostenfreie Meditationen dazu. Dr. Ihaleakala Hew Len lernte dieses Ritual in seiner ursprünglichen Form kennen und wandelte es für seine Arbeit ab. Auch hier findet ihr seine Methode kostenlos im Netz. Katie Byrons „The Work“ kann ich euch ans Herz legen, auch ihre Methode funktioniert hervorragend. Oder auch diverse Vorträge und die Bücher von Robert Betz. Spürt für euch, wo es euch hinzieht, was zu euch passt und wie ihr am besten in die Umsetzung kommt. Macht es gerne auch wie ich und mischt die einzelnen Facetten zu etwas ganz Neuem, das für euch passt. Denn wir sind einzigartig, auch in unserem Wachstum.
Jetzt wissen wir, wie wir die Schatten in uns aufspüren können, wie wir vergeben können, aber was bringt uns das alles überhaupt? Ist doch egal, was vor zehn, zwanzig, dreißig Jahren war, oder? Hier sage ich ganz klar nein. Denn mein Glaubenssatz hat auch schon einige Jahrzehnte auf den Buckel, aber er beeinflusst mich noch immer. Selbst nach einigen Anläufen des Auflösens wirkt er noch immer in mir und in meinem Energiekörper. Und gerade letzterer kann unendlich viel speichern. Von kleinen Sticheleien bis zu großen Traumata tragen wir all das mit uns herum. Aus eigener Erfahrung kann ich euch sagen, dass es sich wesentlich leichter und freier lebt, ohne viel Ballast. Auch für unseren physischen Körper macht es einen Unterschied, wie voll dieser energetische „Rucksack“ ist. Am Ende ist es aber deine Entscheidung, welchen Weg du gehst oder wann du ihn beginnst. Die Vergebung macht den Weg für die Liebe frei und ich meine nicht die romantische Liebe, sondern die ursprüngliche, bedingungslose Liebe und damit für den Frieden. In dir und auch in deinem Außen. Du kannst die Menschen so sein lassen, wie sie sind, weil du mit dir im Reinen bist. Und haltet mich gerne für verrückt, aber wie friedlich könnte diese Welt wohl sein, wenn wir bei uns selbst anfangen?
Habt eine friedvolle Woche, eure Manuela