Meine Lieben, heute habe ich ein düsteres Thema im Gepäck und dennoch gehört es unabänderlich zu unserem Leben. Für mich persönlich sogar ein sehr wichtiger Bestandteil dieses Kreislaufs. Der Tod begleitet uns seit dem Tag unserer Zeugung und dennoch wird er oft nicht wahrgenommen oder auch verdrängt. Bis er uns begegnet. Vielleicht nicht uns persönlich, aber wir müssen Verwandte oder Freunde loslassen. Wir trauern, stellen jede Menge Warum-Fragen, sind wütend und irgendwann akzeptiert man diesen Verlust. Man denkt noch an diesen Menschen, aber die Welt dreht sich weiter. Der Schmerz wird kleiner über die Wochen, Monate und Jahre und wird zu einem sanfteren Gefühl der Wehmut.
Recht früh in meinem Leben gingen Menschen nach Hause, aber ich war zu jung, um diesen Umstand bewusst wahrzunehmen. Trotzdem kann ich mich erinnern, wie verwirrend der Tod meiner Großmutter und die Bräuche drum herum für mich waren. Bewusst damit auseinandergesetzt habe ich mich erst etliche Jahre später, als ein guter Freund im Jugendalter starb. In einer Phase meines Lebens, in der ich mich selbst nicht besonders mochte, ich keine Ahnung hatte, wie man damit umgehen sollte und auch nicht verstand, weshalb wir – seine Freunde – in das Ritual des Begräbnisses derart stark eingebunden werden sollten. Damals fing mein Weg in die Spiritualität an, doch zunächst durchlief ich einen langen Prozess des Lernens und Studierens. Ich verschlang alles, was ich an Literatur darüber fand, verpönte aber den Esoterikkram. An Geister habe ich als Kind geglaubt, aber doch nicht als Teenager und junger Erwachsener. Der Tod weiterer Freunde und Verwandter begleitete mich auf diesem Weg, bis ich mich dann doch für die Möglichkeit öffnete, dass es da mehr zwischen Himmel und Erde gab. Ich erinnerte mich, las noch mehr und schließlich war es mein verstorbener Großvater, der mich so lange mit seiner Anwesenheit beehrte, dass ich ihn und die anderen Geistwesen nicht mehr ignorieren konnte. Und eine neue Reise begann. Weniger konventionell, aber eine Reise zu mir, durch Ängste und Zweifel, hin zu meiner Wahrheit. Ob es auch deine ist, kannst nur du für dich spüren, aber ich habe wie immer nur meine Wahrheit anzubieten. Ich für mich weiß, dass es ein Leben nach diesem Leben gibt. Nicht nur eins, wenn wir es genau nehmen. Dieser Umstand hat dem Tod im Allgemeinen seinen Schrecken genommen. Und trotzdem trauere ich um Menschen, die nach Hause gegangen sind. Um meinetwillen, nicht um sie. Denn ich weiß, dass es ihnen gut geht. Das ist nicht nur mein Glaube an ein schöneres „danach“, sondern für mich ist es Gewissheit. Spätestens dann, wenn sie sich bei mir melden. Trotzdem vermisse ich ihre physische Anwesenheit, vermisse die Gespräche, das Lachen, die Umarmungen oder die Tatsache, dass ich nicht einfach schnell anrufen kann, um ihre Stimme zu hören. Aber ihr seht schon, es geht mehr darum, wie ich mich ohne sie fühle. Ich trauere anders, kürzer und allein dieser Umstand macht mich schon ein bisschen schräg für meine Mitmenschen. Dass mich der Tod an sich nicht schreckt und ich darin sogar jede Menge Potenzial sehe, macht es nicht besser. Oder die Tatsache, dass ich mich mit der anderen Seite „unterhalte“. 😉
Dabei ist das Potenzial unserer Endlichkeit als Mensch nicht von der Hand zu weisen und diejenigen unter euch, die Menschen verloren haben, werden mir da auch folgen können. Denn weshalb sollte ich meine kostbare Lebenszeit mit Nichtigkeiten vergeuden? Warum alles auf morgen verschieben, auf nächste Woche, nächstes Jahr? Könnte ja alles schon vorbei sein für uns. Ich gebe es zu, auch ich verliere das Wichtige immer mal wieder aus den Augen. Ob es nun Gelegenheiten sind, die ich verstreichen lasse, abgesagte Treffen mit Freunden oder die Zeit mit meinen Kindern. Machen wir eben alles später. Fakt ist aber, dass wir vielleicht kein Später mehr haben. Damit will ich euch keine Angst einjagen, oder euch in den Wahnsinn treiben. Das Später ist menschlich und dennoch dürfen wir uns immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass auch das Jetzt wichtig ist. Warum nicht jetzt die Reise machen, die für den Ruhestand geplant ist? Warum nicht jetzt mehr Zeit mit der Familie verbringen? Warum nicht jetzt Freunde treffen und das Leben genießen? Eine der wichtigsten Fragen für mich auf der Reise durch das Leben ist folgende: Wenn ich im Sterben liege und auf mein Leben zurückblicke, was sehe ich da? Und wie gefällt mir das, was ich da sehe? Was bereue ich? Diese Fragen sollten wir uns alle im Laufe unseres Lebens immer wieder mal stellen. Denn wenn ich tatsächlich im Sterben liege, kann ich vieles nicht mehr ändern. Aber jetzt habe ich es in der Hand das Ruder herumzureißen und einen anderen Weg einzuschlagen. Ich weiß, was ich sehen möchte, wenn ich zurückblicke. Viele schöne Momente mit Menschen, die mir wichtig sind. Ich möchte sagen können, dass ich zufrieden mit meinem Weg war, dass ich meinem Herzen gefolgt bin, dass da viel Lachen war, viel Glück und Emotionen. Ich möchte über mein Scheitern lächeln, weil ich es zumindest versucht habe. Ich möchte zufrieden sein, mit dem was ich hinterlasse. Damit meine ich jetzt kein finanzielles Vermögen, sondern, dass ich für andere Menschen eine Bereicherung war, genau wie sie für mich. Die Liste ist tatsächlich um einiges länger und detaillierter, aber ich denke, ihr wisst, worauf ich hinaus möchte.
Ich weiß, es ist kein schönes Thema und wir beschäftigen uns nicht besonders gerne damit. Das müssen wir auch nicht ständig tun. Aber ab und an mal auf unseren Status Quo blicken und uns fragen, ob wir am Ende damit zufrieden sind, wie wir leben, kann äußerst bereichernd sein. Uns zu Veränderungen anspornen und uns und unserer Wahrheit näherbringen. Wohin wollen wir und was wollen wir aus diesem Leben machen? Was ist wirklich wichtig? Traut euch, euch diese Fragen zu stellen, schreibt sie gern auch auf und schmökert von Zeit zu Zeit in euren Zeilen. Ruft euch in Erinnerung was euch wichtig ist oder ergänzt die Liste auch, wenn ihr es für nötig haltet. Und natürlich dürfen wir so viel wie möglich davon umsetzen. Ob das nun eine Reise ist oder Zeit mit deinen Liebsten. Schreib auf, wonach dein Herz sich sehnt und dann gehe es an. Nicht morgen, in einem Jahr oder in zehn. Mach es jetzt möglich. Mache den ersten Schritt gleich heute. Setze deinen Kurs neu, oder behalte den alten bei, wenn du damit zufrieden bist. Denn das Jetzt ist alles, was wir beeinflussen können.
Habt eine bewusste Woche, eure Manuela